Biblisches Vorbild: Yom Kippur

Betrachtet man die ersten fünf Bücher Mose in seiner Endgestalt, so fällt sofort auf, dass das Buch Leviticus die Mitte der fünf Bücher ist. Auf der Ebene der Erzählung zeichnen die fünf Bücher Mose den Weg Israels „in das Land der Erzeltern“, als Folge der Verheissung. Dieser Weg beginnt mit der Verheissung im Genesisbuch, führt durch die Wüste zum Sinai im Exodusbuch, verweilt am Sinai im Leviticusbuch, lenkt das Volk weiter durch die Wüste bis Moab im Numeribuch und endet mit den Weisungen für das Leben im verheissenen Land. Leviticus ist das einzige der fünf Bücher, welches am und im Zelt der Begegnung am Sinai spielt. Die Kapitel 16 und 17 bilden die Mitte des Buches Levitcus. In beiden Kapiteln geht es um die Sühne.

Versöhnungsopfer

Es wird beschrieben, wie der Priester für sich und sein Haus Sühne wirken soll, indem er einen jungen Stier opfert. Die beiden Böcke werden an die Öffnung des Zeltes der Begegnung vor Gott gestellt. So wird Gott die ‚Herrschaft’ über diese Ziegenböcke überantwortet. Gottes Urteil über die Böcke wird geschehen. In der Folge wird durch einen Losentscheid einer der beiden Ziegenböcke für Gott und einer für Azazel ausgelost. Der Bock für Gott wird als Sündopfer geopfert.
Der Bock für Azazel muss lebendig vor Gott gestellt werden. Dem Ziegenbock für Azazel stemmt der Priester die Hände auf und bekennt alle Schuld des Volkes. Danach wird dieser in die Wüste geschickt. Er sühnt die Israeliten ihrer Sünden, Übertretungen, und Verunreinigungen. Dieser Ritus ist heute in dieser Form nicht mehr nötig. Jesus Christus als Hohepriester hat die Schuld getragen. Es braucht kein weiteres Opfer. Der Versöhnungstag, der weiterhin in Israel gefeiert wird, gilt als Vorbild für den nationalen Gebetstag.
An diesem Tag geht es um Vergebung und Versöhnung mit Gott. In der jüd. Liturgie am Yom Kippur wird folgendes Gebet (Vidui) gesprochen: „Wir haben gesündigt. Wir haben die Treue gebrochen. Wir haben Unrecht getan. Wir haben böse geredet. Wir haben den Weg des Rechts verlassen. Wir haben zur Sünde verleitet. Wir haben in Übermut gehandelt. Wir haben Gewalt geübt. Wir haben uns durch Lüge entwürdigt. Wir haben Böses geplant. Wir haben falsche Reden geführt. Wir haben gespottet. Wir haben gemurrt. Wir haben gelästert. Wir haben das Gute verschmäht. Wir haben uns schwer vergangen. Wir haben uns tief verschuldet. Wir haben gehasst. Wir waren verstockt. Wir haben gefrevelt. Wir haben zerstört. Wir haben Unwürdiges verübt. Wir haben geirrt. Wir haben in die Irre geführt. Wir sind von deinen guten Geboten und Rechten abgewichen, zu unserem Unheil. Und so bist du gerecht in allem, was über uns kommt, denn du handelst in Wahrheit, wir aber haben Böses getan.“

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